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Aarburg französisch: Aarbourg ist eine Kleinstadt und Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Zofingen, liegt an der Aare und grenzt an den Kanton Solothurn.

 

Die Gemeinde liegt am nördlichen Rand des Wiggertals am Ufer der Aare. Das Landschaftsbild wird geprägt durch einen schmalen, aber steil aufragenden Felssporn, der bis an das Flussufer reicht und das Tal abriegelt. Dabei handelt es sich um einen Ausläufer des 664 Meter hohen Säli, dem westlichsten Teil des Engelbergs. An der engsten Stelle steht die mittelalterliche Altstadt. Nördlich davon erstreckt sich eine rund anderthalb Kilometer lange Flussebene, die am entgegengesetzten Ende ebenfalls durch eine Engstelle eingegrenzt wird.

Die Wigger bildet die südliche Gemeindegrenze. Parallel dazu, etwa fünfhundert Meter weiter nördlich, fliesst der Aarburger Mühletych, ein zu Beginn des 16. Jahrhunderts angelegter künstlicher Seitenarm. Er diente einst zum Antreiben von Mühlrädern, später als Wasserkraftlieferant für die Industrie. Der Mühletych mündet bei der Altstadt in die Aare, allerdings entgegen ihrer Fliessrichtung. Da der Fluss an dieser Stelle einen Knick aufweist und der Abfluss durch die Fortsetzung des Säli-Felssporns behindert wird, entsteht dadurch ein grosser, langsam drehender Wirbel, Aarewaage oder «Woog» genannt. Treibgut kann tagelang in diesem Wirbel verbleiben; Flösse waren dadurch sehr einfach zu sammeln, weshalb Aarburg einst ein bedeutender Startpunkt für die Flösserei war.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 441 Hektaren, davon sind 135 Hektaren bewaldet und 212 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich unterhalb des Gipfels des Säli auf 620 Metern, die tiefste Stelle auf 393 Metern an der Aare. Nachbargemeinden sind Olten im Westen und Norden, Starrkirch-Wil im Nordosten, Oftringen im Osten sowie Rothrist im Süden.

Münzfunde lassen auf eine Besiedlung durch die Kelten schliessen. In römischer Zeit führte eine Strasse vom Raum Olten über Aarburg in die Zentralschweiz. Beim Bau einer Fabrik kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Münzschatz zum Vorschein, der vor allem Münzen aus der Regierungszeit von Kaiser Tetricus I. enthielt. Der Münzschatz war wahrscheinlich während der Bagaudenaufstände der Jahre 284/85 vergraben worden.

Wann genau die Burg auf dem Felssporn (die heutige Festung Aarburg) errichtet wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls wird sie 1123 erstmals urkundlich als Besitz der Grafen von Frohburg erwähnt. Von der Burg aus verwalteten sie das Amt Aarburg, das den westlichen Teil des heutigen Bezirks Zofingen umfasste, allerdings ohne die Stadt Zofingen selbst. 1299 verkauften die Frohburger die Burg und das Amt Aarburg an die Habsburger. Die Siedlung am Fuss der Festung wird erstmals 1330 explizit als Stadt bezeichnet. Archäologische Funde haben ergeben, dass die Stadt wahrscheinlich um das 1312 entstand. Eingezwängt zwischen den Städten Olten und Zofingen, die beide nur vier Kilometer entfernt liegen, konnte sich Aarburg wirtschaftlich nicht entfalten und blieb stets ein kleines Städtchen. Die Aarburger lebten hauptsächlich von den Zolleinnahmen, die der Handel auf der Gotthardroute einbrachte.

Nach einer kurzen Belagerung eroberten die Berner das Städtchen am 20. April 1415. Ab 1416 residierte auf der Burg der Landvogt des Amtes Aarburg. Im 16. und 17. Jahrhundert bauten die Berner die Burg zu einer Festung aus, um die Verbindung zwischen den reformierten Städten Bern und Zürich an der engsten Stelle des bernischen Herrschaftsgebietes vor Angriffen der katholischen Nachbarn zu schützen. Ein Hafen an der «Woog» ist seit 1361 belegt. Die Flussschifffahrt erlangte in der Folge grosse wirtschaftliche Bedeutung, vor allem während des 17. und 18. Jahrhunderts.

Am 10. März 1798 nahmen die Franzosen Stadt und Festung kampflos ein. Sie lösten das Amt Aarburg auf und die regionalen Verwaltungsaufgaben innerhalb der neuen Helvetischen Republik wurden von Zofingen übernommen. Der neu geschaffene Kanton Aargau übernahm 1804 die Festung, die zunächst als Gefängnis und Zuchthaus diente. Darin war unter anderem Ausbrecherkönig Bernhard Matter inhaftiert; seit 1893 ist hier ein kantonale Erziehungsheim untergebracht. Am 4. Mai 1840 wütete ein Grossbrand, der die meisten Gebäude und die Kirche zerstörte; 68 Familien waren daraufhin obdachlos. Das Städtchen wurde wieder aufgebaut, allerdings ohne die Hauptbefestigungen. Auf dem Felssporn, der Festung vorgelagert, entstand zwischen 1842 und 1845 eine neue Kirche.

Die erste Textilfabrik nahm bereits 1824 ihren Betrieb auf. Der Anschluss ans Eisenbahnnetz erfolgte am 9. Juni 1856 mit der Eröffnung der Strecke AarauOltenZofingenEmmenbrücke; am 16. März 1857 folgte die Strecke nach Herzogenbuchsee, die wenig später bis Bern verlängert wurde. Aarburg entwickelte sich dadurch zu einem bevorzugten Industriestandort. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte die Gemeinde einen weiteren Schub: Dank dem Bau der Autobahnen siedelten sich noch mehr Betriebe an und die Bevölkerungszahl verdoppelte sich.

Die mittelalterliche Altstadt bildet ein Dreieck zwischen dem Fluss und dem keilförmigen Felsriegel, wodurch sich auf zwei Seiten eine natürliche Begrenzung ergibt. Die Häuser gruppieren sich um den ebenfalls keilförmigen Hauptplatz. Die Stadtbefestigung an der Nordseite wurde nach dem Stadtbrand von 1840 nicht wieder aufgebaut. Überragt wird die Altstadt vom schmalen und langgestreckten Felsriegel. Auf diesem befindet sich die Festung Aarburg, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts als Burg entstand und während der Berner Herrschaft zu einer mächtigen Festungsanlage ausgebaut wurde. Der Gebäudekomplex ist als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft und dient heute als kantonales Jugendheim.

Auf einer Terrasse zwischen der Festung und der Altstadt steht die reformierte Kirche. Sie wurde 1842 bis 1845 im neugotischen Stil erbaut und besitzt an der Westseite zwei Kirchtürme. Unterhalb der Kirche lehnt sich an den Felssporn das 1726 erbaute Pfarrhaus an; bis zum Stadtbrand von 1840 führte das Stadttor durch dessen Untergeschoss